Tschernobyl


Die Katastrophe 1986:

 

  • 26. April 1986
  • Reaktorblock 4, Kernkraftwerk Tschernobyl
  • Explosion und nachfolgender Brand infolge Missachtung von Sicherheitsvorschriften
  • Schmelze des Reaktorkerns
  • Freisetzung einer extrem hohen Zahl meist langlebiger radioaktiver Spaltprodukte
  • International nuclear event scale – Stufe 7

Tschernobyl: Weiterhin erhöhte Krebsraten, Frühgeburten und Missbildungen

Hannover, 21. April 2016 (äkn) - 30 Jahre nach dem Reaktorunglück veranstalten Ärztekammer Niedersachsen und die Stiftung des Landes Niedersachsen "Kinder von Tschernobyl" eine Benefizwoche für die Opfer der Katastrophe.

"Zum 30. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl können wir allenfalls eine erste, bedrückende Zwischenbilanz ziehen, denn 30 Jahre nach dem Unglück sind die Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung weiterhin gigantisch. Seit 1990 verzeichnen die betroffenen Staaten einen rasanten Anstieg von Schilddrüsenkrebs - vor allem bei Kindern. Allein im belarussischen Tumorzentrum in Minsk werden über 37.000 Patienten mit Zustand nach Schilddrüsencarcinom nachbetreut. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit hat stark zugenommen", berichtet Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer.

"Viele Kinder leiden unter Magen-Darm-Erkrankungen, Bronchial- oder Bluterkrankungen, Erkrankungen des Herzens sowie Diabetes mellitus. Nach wie vor treffen wir in den Kliniken aber auch auf eine deutlich erhöhte Zahl von anderweitigen Tumorerkrankungen, zum Beispiel eine hohe Rate von Brustkrebs bei zum Teil noch sehr jungen Frauen. Angeborene Fehlbildungen treten weiter erhöht auf, die Zahl von auffälligen Schwangerschaften beziehungsweise Frühaborten ist unverändert hoch. Daneben gibt es eine deutliche Häufung von sogenannten Autoimmunerkrankungen, von endokrinologischen Erkrankungen sowie von psychischen und psychiatrischen Problemen", ergänzt Dr. med. Gisbert Voigt, Vorstandsmitglied der ÄKN und Vorsitzender des Kuratoriums der Landesstiftung "Kinder von Tschernobyl". Gemeinsam mit dem zweiten Vorsitzenden des Kuratoriums, Professor Dr. med. Heyo Eckel, Ehrenpräsident der ÄKN, ist der Kinder- und Jugendarzt aus Melle bei Osnabrück Mitte dieses Monats in das betroffene Gebiet gereist. "In den vom radioaktiven Fallout betroffenen Gebieten wohnen rund 1,6 Millionen Menschen, davon 420.000 Kinder und Jugendliche. Wir erwarten, dass es in den nächsten Jahrzehnten einen weiteren starken Anstieg von Krebserkrankungen - insbesondere Organ- und Skelettkrebs - geben wird. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die anhaltende Verseuchung des Erdbodens mit zum Teil langlebigen radioaktiven Substanzen, welche fortgesetzt über die Nahrungsmittel in den menschlichen Körper gelangen", berichtet Dr. Voigt.

Dr. Wenker, Fachärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Lungen- und Bronchialheilkunde mit der Zusatzqualifikation Umweltmedizin, ist seit 2007 Mitglied im Kuratorium der Landesstiftung. "Vom 26. April bis zum 2. Mai werden wir im Rahmen einer Benefizwoche mit einem Programm aus Vorträgen, Film, Ballett und Fotokunst an die Katastrophe vor 30 Jahren erinnern - insbesondere an die Kinder, die in Weißrussland und der Ukraine bis heute unter den Folgen leiden", kündigt Dr. Wenker an. Die Landesstiftung "Kinder von Tschernobyl" gewährt vor allem medizinische Hilfe vor Ort für strahlengeschädigte Kinder aus der Ukraine, Belarus und den angrenzenden Gebieten Russlands. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Verbesserung der Früherkennung und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen bei Kindern durch die Bereitstellung von modernen Ultraschallgeräten und die regelmäßige Durchführung von ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen in den am schwersten und nachhaltigsten betroffenen Regionen. "Zahlreiche Tschernobyl-Initiativen organisieren auch weiterhin regelmäßig Erholungszeiten für die Kinder von Tschernobyl in den Ferien in Niedersachsen. Saubere Luft und eine ausgewogene Ernährung mit von radioaktiven Substanzen unbelasteten Lebensmitteln sind wichtige Faktoren für eine körperliche und seelische Erholungsphase der Kinder", berichtet Dr. Wenker.


Tschernobyl Heute

 

 

30.11.2016 Prypjat (dpa) - Der ukrainische Umweltminister Ostap Semerak hat die Präsentation der neuen Schutzhülle für den 1986 explodierten Reaktor in Tschernobyl als historischen Moment bezeichnet.

 

«Dank dieser Konstruktion wird der Katastrophenort sicher», sagte er bei einer Zeremonie nahe der Atomruine. Für die Regierung in Kiew und die ganze Bevölkerung der Ukraine habe absolute Priorität, dass die Folgen der fatalen Kernschmelze von vor 30 Jahren überwunden würden.

 

«Ich hoffe, dass in naher Zukunft eine große Fläche des einst verlassenen Territoriums zu einem Zentrum für erneuerbare Energien wird», sagte Semerak. In der Energiepolitik wolle die Ukraine ein unabhängiger und ökologisch sicherer Staat werden. Die frühere Sowjetrepublik betreibt derzeit noch vier Atomkraftwerke.

 

Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die neue Hülle. «Aber damit ist der Wettlauf gegen die Zeit nicht gewonnen», sagte Sprecher Tobias Münchmeyer. Der von der Sowjetunion nach dem Super-GAU von 1986 eilig errichtete Sarkophag drohe zu kollabieren.

 

«Die ukrainische Regierung muss ihn dringend demontieren. Bricht die alte Hülle zusammen, wird es ungleich komplizierter, teurer und gefährlicher, den Atommüll zu bergen», sagte Münchmeyer. Geplant ist, den alten Sarkophag unter dem neuen Stahlmantel komplett zu entfernen.

 

http://www.nwzonline.de/politik/neue-schutzhuelle-fuer-atomruine-tschernobyl_a_31,1,3930195651.html

 

 

 

  • Nachhaltige Schädigung des Erbgutes der Bewohner à Schädigung und Missbildung von Un- und Neugeborenen
  • Hohe Rate von Totgeburten und frühkindlichen Todesfällen
  • Langfristige Schädigungen des Nervensystems und des Herz-Kreislauf-Systems
  • Starke Zunahme von onkologischen Krankheitsbildern, v.a. Haut, Schilddrüse, Leukämie und Lunge
  • Schädigung des Erbgutes zahlreicher Nutztiere à Verringerung der landwirtschaftlichen Kapazitäten, Ernährungsengpässe
  • Verseuchung und langfristige Zerstörung großer Agrar- und Waldflächen
  • Langfristig unbewohnbare und nicht nutzbare Städte, Landschaften und Flächen
  • Wirtschaftliche Stagnation und fehlende Investitionen manifestieren Armut und Elend
  • Extrem schlechte Gesundheitsversorgung und gesundheitlicher Zustand der Bewohner
  • Strahlenbelastung nimmt nur langsam ab
  • Vielerorts illegale Rückkehr der Bewohner in die Sperrzonen (schätzungsweise über 100.000 Menschen)
  • Mit internationalen Hilfsgeldern wird eine neue dauerhafte Schutzhülle für Reaktor 4 errichtet¡Februar 2013 – Einsturz eines Teiles des Daches des stillgelegten Kraftwerkes
  • Zunahme des Katastrophen-Tourismus

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Dr. med. Dörte Siedentopf

 

Die Folgen der radioaktiven
Niedrigstrahlung auf die
Gesundheit

 

 

Zunächst einige Begriffe und allgemeine Informationen, die zum Verständnis der Wirkung
radioaktiver Strahlung auf den Organismus von Mensch, Tier und Pflanze beitragen.

 


1 Bequerel (Bq) entspricht einem Zerfall pro Sekunde unter Aussendung von
energiereicher Strahlung Die Angabe in Bq kann sich auf das Gewicht beziehen, pro kg.
Gemüse, Fleisch , Erde z. B oder 1 l Flüssigkeit; und auf eine Fläche, d.h. 400 000 Bq/m ² z.B.
Alpha und Beta Strahlung sind energiereiche Teilchen mit geringer Reichweite
Gamma Strahlen sind energiereiche Wellen – vergleichbar dem Licht oder Röntgenstrahlen –,
die Materie durchdringen und von Blei abgeschirmt werden können.

 


Hintergrundstrahlung: Radioaktivität , die in der Umwelt existiert, gemessen in
Mikrosievert pro Stunde, in Deutschland ca. 0,05 Mikrosievert. Seit 1945 nimmt sie täglich zu
durch den Uranabbau, die Atombombenabwürfe, Atombombenversuche, Atomreaktoren,
atombetriebene U-Boote, medizinische Diagnostik und Behandlungen sowie die Katastrophen
von Tschernobyl, Fukushima usw.

1 Sievert(Sv) = 1 000 mSv, 1mSv = 1 000 MikroSv
Sievert gibt an, wie viel radioaktive Energie während einer bestimmten Zeit (Stunde, Jahr) im
Körper deponiert wurde. D.h. ein Kind von 10 kg erleidet gegenüber einem Erwachsenen von 80
kg eine 8 Mal höhere Verstrahlung.

 


Isotope: Es gibt hunderte von künstlich erzeugten, radioaktiven Substanzen, gasförmig,
flüssig oder fest, die vor dem Atomzeitalter nicht existierten. Natürlich vorhanden in der Erde ist
das Uran und das Gas Radon. Jedes Isotop zerfällt unter Aussendung energiereicher Strahlung
bis es stabil ist. Das dauert von Minuten bis zu Millionen Jahren.

 


Halbwertszeit ist der Zeitraum, in welchem das Isotop die Hälfte seiner Aktivität verliert.
Multipliziert man diese Zahl mit 10, so erhält man den Zeitraum, bis das Isotop stabil ist. Z.B.
nach 10 x 24 110 Jahren ist Plutonium (Pu-239) stabil; Strontium (Sr-90) mit einer Halbwertszeit
von 28,8 Jahren ist nach 288 Jahren aus dem biologischen Kreislauf verschwunden.

 


Biologische Halbwertszeit: Der Zeitraum, in dem ein Isotop im Organismus verbleibt,
z.B. Caesium (Cs-134) 50-150 Tage.

 


„Reference man“: Ein junger, gesunder, männlicher Erwachsener, der eine bestimmte
Strahlenbelastung pro Jahr in Atomanlagen, in der Medizin oder beim Austreten von
Radioaktivität in die Umgebung tolerieren können soll ohne gesundheitliche Schäden.

 


Deterministische (voraussagbare) Schäden: Akute Schäden (nach Minuten
oder Stunden) oder subakute (nach Tagen oder Monaten) beginnen ab 0,5 Sv (500 mSv).
Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, Durchfall, Atemnot, Hautveränderungen, Kopfschmerzen,
Nasenbluten JZwischen 1-3 Sv. treten Blutungen und Geschwüre auf. Bei 5 Sv. stirbt die Hälfte
der Bestrahlten. Ab 10 Sv. besteht keine Überlebenschance.

 


Stochastische Schäden: Hier handelt es sich um statistische, gesundheitliche
Schäden durch die so genannte Niedrigstrahlung (0-500mSv.), die keinem bestimmten
Menschen zugeordnet werden können, in einer definierten Population jedoch auftreten. Diese
Problematik ist Gegenstand von tausenden von Untersuchungen in der ganzen Welt seit der
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und darüber werde ich im folgenden anhand von
Beispielen berichten. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Immunsystem,
Ernährung, die soziale Situation u.ä. sowie die Dauer des der Radioaktivität Ausgesetztseins
beeinflussen das Auftreten von Krebs und anderen Krankheiten.

 

 

 

Bis zur Tschernobylkatastrophe wurden die biologischen Effekte der in den Körper aufgenommenen radioaktiven Isotope unterbewertet. Inzwischen ist klar: Jede Strahlung birgt ein Risiko, insbesondere für Kinder, die extrem strahlensensibel sind. 1. Ein Kind nimmt stetig an Gewicht und Größe zu, es wächst vom intrauterinen Embryo zum Erwachsenen und zwar, je jünger, umso schneller. Daher teilen sich die Zellen deutlich häufiger als die eines Erwachsenen.

 

 

 

Zellen in der Teilungsphase (Mitose) sind durch Strahlung stärker gefährdet als Zellen in der
Ruhephase. 2. entwickelt sich die Fähigkeit des Körpers „defekte“ Zellen zu erkennen und zu
beseitigen erst im Laufe der Kindheit. Ein Embryo besitzt diese Fähigkeit noch gar nicht. Daher
können sich „defekte“ Zellen ungehindert vermehren und später zu Krebs oder zu vererbbaren
Krankheiten führen. 3. muss ein Kind, das wächst, im Gegensatz zu einem Erwachsenen, mehr
Stoffe aufnehmen, als abgeben. Sein Organismus nimmt deswegen radioaktive Substanzen in
Essen, Trinken und Atemluft begierig auf. Besonders gefährlich sind Cs-134 u. 137 und Sr-90
die sich in Muskeln bzw. im Knochen ablagern(s.u.). 4. Haben Kinder ihr ganzes Leben noch vor
sich. Bei manchen der durch Strahlen verursachten Krankheiten dauert es lange, bis sie
auftreten (Latenzzeit), 20 oder gar 30 Jahre. Kinder haben eher als ältere Erwachsene die
zweifelhafte Chance, das Ende dieser Latenzzeit zu erleben.

 


Im menschlichen Körper existieren ca. 200 verschiedene Zellarten, jede hat eine andere
Funktion.

 


Grundsätzlich kann jede Zelle auf eine Schädigung mit vier Reaktionen antworten. 1. Die
Schädigung ist so gravierend, dass die Zelle abstirbt. 2. Die Zelle kann den Schaden reparieren
(bei Kindern s. o). 3. Die Zelle verliert ihre Fähigkeit, bestimmte Stoffe zu produzieren, z. B. in
der Buchspeicherdrüse das Insulin ( Zunahme von Diabetes in Belarus bei Kindern und
Erwachsenen) oder andere Verdauungssäfte, in der Schilddrüse die Wachstumshormone. 4. die

 


Zelle entartet bösartig und es entsteht Krebs.
Die Wirkung von 4 Isotopen , Jod -131, Sr-90, Tritium ( H-3 ) und Caesium - 134 auf den
menschlichen Organismus werde ich nun ausführlicher darstellen, nicht ohne auf das giftigste
Isotop hinzuweisen, Plutonium (Pu-239), das bereits in Mikrogramm Krebs auslöst. Es entsteht
in jedem Reaktor bei der Uranspaltung, ca. 250kg pro Jahr und Reaktor.

 


Jod – 131,
Halbwertszeit 8-9 Tage, d.h. es befindet sich ca. 3 Monate in der Umgebung. Es ist gasförmig
und kann in den Wolken hunderte von Kilometern transportiert werden, wo es dann abregnet. Im
Normalbetrieb von Reaktoren ist das Entweichen von 10hoch 10Bq pro Jahr erlaubt! Bei den
Katastrophen von T. und F. sind riesige Mengen frei gesetzt und vom Organismus über die
Atemluft und die Nahrung aufgenommen worden. Vor allem die Schilddrüse (SD) braucht Jod
zur Herstellung der Wachstumshormone. Der kindliche, wachsende Organismus benötigt
besonders viel und kann nicht unterscheiden zwischen dem radioaktiven Isotop und dem
normalen Jod. Jod sendet Beta- und Gammastrahlen in das Gewebe, und schädigt das Organ.
Da nach T. In den ersten Jahren keine Ultraschalluntersuchungen durchgeführt wurden, in
Ermanglung von Geräten, gibt es keine Angaben zu den Frühschäden in der SD. In der
Präfektur Fukushima leben 360 000 Kinder und Jugendliche von 0-18 J. Von ihnen wurden
bisher etwa 60 000 untersucht. Bei über 40% fanden sich Knoten und Cysten(Bläschen).
Grundsätzlich sind diese Veränderungen erst im Erwachsenenalter als „Alterserscheinungen“ zu

 


sehen. Sie gehören in keine junge SD. Sie sind Ausdruck einer diffusen Schädigung. Was
daraus wird, ist nur in engmaschigen Verlaufuntersuchungen festzustellen (s.o.). Nach T.
erkrankten in Belarus 4 000, in der gesamten Sovietunion vermutlich 7 000 Kinder an SD Krebs,
der bis zu dem Zeitpunkt bei Kindern praktisch nicht auftrat. Bei meinem ersten Besuch in Minsk
1990 sah ich in einer Klinik Kinder jeden Alters, auch ganz kleine, die bereits operiert und in
einer Rehaklinik waren. Aber auch chronische SD Entzündungen und Über –oder
Unterfunktionen treten auf und müssen regelmäßig untersucht und behandelt werden, damit ein

 


Kind gedeihen kann. Inzwischen tritt der SD-Krebs auch bei Erwachsenen auf (siehe Latenzzeit)
und SD Funktionsstörungen sehen wir auch immer wieder bei Kindern aus Belarus.

 


Strontium – 90 und Tritium ,H-3
Tritium ist ein Beta-Strahler mit einer Halbwertszeit von 12,3 Jahren. Atomkraftwerke geben es
im Normalbetrieb in großen Mengen über ihren Kamin und ihr Abwasser an die Umgebung ab.
Mit Sauerstoff verbindet es sich zu „ schwerem Wasser“( HTO). Auch hier können Pflanzen,
Tiere oder der menschliche Organismus das schwere Wasser nicht von H²O unterscheiden. Es
wird in den Körper aufgenommen und sogar in die Gene eingebaut, wo sich die Betateilchen –
trotz geringer Reichweite – nah genug an strahlensensiblen Strukturen befinden, um
Krankheiten und Erbschäden auslösen zu können. Sr – 90, auch ein Betastrahler mit einer
Halbwertszeit von 28,8 Jahren, wird in deutlich geringeren Mengen als Tritium oder Caesium an
die Umgebung abgegeben. Da es vom Körper für Calzium gehalten wird, wird es auch
eingebaut in die Zähne und in die Knochen. Betateilchen strahlen lebenslang in das
hochsensible Knochenmark hinein, dorthin, wo die Blutbildung stattfindet. Selbst geringe
Mengen von Sr-90 gehören deswegen zu den gefährlichsten Auslösern für Leukämie
(Blutkrebs) bei Kindern. Im Knochenmark befinden sich auch die Stammzellen der roten
Blutkörperchen. Sie werden beschädigt und es kommt zu Blutarmut (Anämie) mit negativen
Folgen für das Gedeihen der Kinder. Auch die Immunkörper werden im Knochenmark gebildet.
Diese Fähigkeit ist vermindert oder nicht mehr vorhanden und es resultiert das, was man
„Tschernobyl Aids“ nennt, eine Abwehrschwäche. Banale Infekte weiten sich zu Bronchitis oder
Lungenentzündungen aus. Es scheint auch so zu sein, dass nach Impfungen nicht mehr
ausreichende Antikörper gebildet werden können. Knochenkrebs im Kindesalter – früher sehr
selten – wird auch von dem eingebauten Sr-90 verursacht. Bei den Sommerkindern des letzten
Jahres sahen wir massiven Kariesbefall. M.E. auch die Folge von eingebautem Sr-90.

 


Cs – 137
Halbwertszeit etwa 30 Jahre, biologische Halbwertszeit 50-150 Tage, bei Kindern eher kürzer.
D.h Cs. wird über die Nieren wieder ausgeschieden. Vom Körper wird es wie Kalium verwendet,
das sich in jeder Zelle befindet. Cs. sendet Beta-und Gammastrahlung bei dem Zerfall und wird
vom Körper aus der Nahrung schnell und vollständig aufgenommen. Bei der Ganzkörperstrahlenmessung wird die Gammastrahlung des Cs – 137 gemessen in Bq/kg Körpergewicht und es fand sich vor und nach einem Erholungsaufenthalt von Kindern aus
Belarus eine deutliche Abnahme des Cs. Cs. ist das „Leitisotop“ nach den Katastrophen von
T.und F. und wo sich Cs. findet, sind natürlich auch noch viele andere Isotope. Da Caesium in
jeder Zelle vorkommen kann, ist praktisch jedes Organ in Gefahr, geschädigt zu werden. Es
kommt zu hohen Konzentrationen in den Muskeln, auch Herzmuskel, wo Zellen absterben oder
die Blutversorgung durch Zerstörung der Gefäßwände nicht mehr funktioniert. Schlaganfälle und
Herzinfarkte resultieren bei Menschen in mittlerem Lebensalter. Nierenversagen, Bluthochdruck
schon im Kindesalter, Leberschädigungen und diffuse Hirnstörungen werden beschrieben.
Schon Kinder erkranken an Linsentrübungen der Augen, ältere Menschen ohne Katarakte sind
die Ausnahme.

 


Auch in der Placenta (Mutterkuchen) konzentriert sich Cs. und schädigt das heranwachsende
Kind. Fehlgeburten, Frühgeburten, Mangelgeburten resultieren mit einem großen Geburtsrisiko
und Entwicklungsstörungen.

 


Jedes Organ, besonders die Lunge und der Magen-Darm-Trakt, bei Frauen die Mama, können
Krebs entwickeln, und es scheint so, dass der durch radioaktive Strahlung hervorgerufene
Krebs besonders aggressiv ist und schnell Metastasen bildet.

 


Genetische Schäden
In jedem Zellkern ist ein Chromosomensatz mit sämtlichen genetischen Informationen, Genom
genannt. Veränderungen dieser genetischen Information werden Mutation genannt. Geschieht
eine Mutation in Ei -oder Samenzellen, so können die Embryonen sich entweder nicht
entwickeln und sterben ab, oder es kommt zu Fehlbildungen. Bis heute sind über 3 000
Erbkrankheiten bekannt. Im Jahr nach T. sind statistisch mehr Kinder mit Down-Syndrom
(Mongolismus) geboren als davor und danach! Von Tierexperimenten weiß man, dass durch
Strahlung alle Arten von Mutationen ausgelöst werden können!

 


Da Caesium 300 Jahre im biologischen Kreislauf bleibt, und vor allem mit Nahrung und Wasser immer wieder in den Organismus aufgenommen wird, werden die genetischen Schäden weiter zunehmen, da von Generation zu Generation immer mehr Menschen in ihrem Erbgut Mutationen erleiden.

 


Zum Schluss
Es gibt keinen Grenzwert für radioaktive Strahlung, der für den Menschen unschädlich ist. Es ist
eine politische Entscheidung, wie viele Strahlenkranke eine Gesellschaft bereit ist zu riskieren.
Ohne zusätzliches Strahlenrisiko bei der gegenwärtigen „Hintergrundstrahlung“ sterben von 10
000 Menschen 2 500 an Krebs. Jede Zunahme der Jahresdosis erhöht statistisch die Zahl der
an Krebs erkrankten Menschen,deren Behandlung die ganze Gesellschaft bezahlt.

 


Es gibt kein sicheres Endlager, in dem der ständig wachsende atomare Müll für Jahrmillionen
verwahrt werden kann.

 


Das Max-Planck Institut in Mainz hat errechnet, dass bei den momentanen Laufzeiten der
AKWs alle 10-20 Jahre eine Katastrophe wie Tschernobyl oder Fukushima auftreten wird, und
damit 200 mal häufiger, als bisher angenommen!

 


Abschalten – die Energieversorgung ohne Atomstrom wird sicherlich mehr kosten, eine weitere
Katastrophe ist unbezahlbar!

 

 

 

Dr. med. Dörte Siedentopf
Danziger Str. 09
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e-mail: do.sie@arcor.de
Tel. 0607426966